klassenstreicher lernen - finanziert durch die Helmut Behn Stiftung - Musik

Projekt

Das Klassenstreicherprojekt ermöglicht allen Kindern einer Grundschule unabhängig von Einkommen und Bildungsschicht der Eltern einen ganzheitlichen Zugang zu Musik.
Es wird in den Schulalltag miteinbezogen und im Team-Teaching mit den Klassenlehrerinnen durchgeführt. Neben der regulären Musikstunde erhalten alle Kinder der zweiten und dritten Jahrgänge einmal pro Woche eine Klassenstreicher-Stunde.
Ein Team besteht aus zwei Instrumentallehrern, jeweils für hohe Streicher (Geigen und Bratschen) und tiefe Streichinstrumente (Celli und Kontrabässe). Es arbeitet – von der Klassenlehrerin unterstützt  – abwechselnd gemeinsam oder in Gruppen aufgeteilt in benachbarten Räumen.
Ergänzt wird dieses Team-Teaching durch die enge Zusammenarbeit mit der Musiklehrerin, die in ihrer Musikstunde auch Inhalte aus dem Klassenstreicherprojekt aufgreift.
In der ersten Hälfte des Schuljahres steht das gemeinsame Singen, Ausprobieren von Klängen und die Wahrnehmung des eigenen Körpers im Zusammenspiel mit dem Instrument im Vordergrund. In der zweiten Hälfte des Jahres bereiten sich die Kinder auf das gemeinsame jährliche Klassenstreicher-Konzert vor. Dieses gestalten sie zusammen mit professionellen Musikern oder fortgeschrittenen Schülern bzw. Laienmusikern.

Besonderheiten

Bei den Klassenstreichern gibt es keine Auswahl- oder Profilklassen, alle Kinder der zweiten und dritten Jahrgänge nehmen am Unterricht teil. Auf diese Weise wird Chancengleichheit für alle Kinder gewährleistet.
Im Gegensatz zu traditionellen Streicherklassenmodellen, die sich vorwiegend an Schüler der Sekundarstufe 1 richten, steht nicht die Vermittlung von Fertigkeiten auf einem Streichinstrument im Vordergrund.
Bei den Klassenstreichern handelt es sich um elementare Musikpraxis mit Streichinstrumenten für Grundschüler. Durch einen spielorientierten, kreativen Zugang sollen musikbezogene Kompetenzen entwickelt werden, die einen Zugang zu musikalischer Bildung ermöglichen, ohne die Persönlichkeitsbildung der Kinder außer Acht zu lassen.
Etwas besonderes ist auch die Hinführung der Kinder und ihrer Familien zur Konzertkultur. Neben der verpflichtenden Teilnahme am Klassenstreicher-Konzert werden deshalb jedes Jahr kostenlose Konzertbesuche für alle Familien angeboten.

ein bebrillter, blonder Grundschueler mit einem Kontrabass

Finanzierung

Mithilfe einer zweijährigen Anschubfinanzierung schafft die Helmut-Behn-Stiftung die finanzielle Basis für die nachhaltige Installierung des Projektes. Während sie innerhalb dieses Zeitraumes die Instrumente stellt und die Kosten für den Instrumentalunterricht trägt, sammelt die Grundschule monatliche Elternbeiträge von maximal 15 Euro pro Kind ein und spart diese an.
Damit ist die Schule nach zwei Jahren in der Lage das Projekt aus eigener Kraft selbständig und langfristig mit weiterhin so niedrigen Elternbeiträgen fortzusetzen.
Weist die Grundschule im dritten Jahr nach Projektbeginn die Nachhaltigkeit ihrer Arbeit nach, schenkt ihr die Stiftung die zur Verfügung gestellten Instrumente.

Projektauslöser/Idee

Den Impuls zum Projekt der Klassenstreicher gab die Helmut-Behn-Stiftung. Im Stiftungszweck ist vorgesehen, Kinder, Jugendliche und Studierende im Sinne einer ethischen Erziehung und Bildung zu fördern.
Die Stiftung unterstützt Schulen, die sich der Reformpädagogik verpflichtet fühlen bzw. für reformpädagogische Ansätze offen sind und auf kreatives, selbstgesteuertes und ganzheitliches Lernen Wert legen.
2004 wurden die Klassenstreicher ins Leben gerufen und ihr Konzept in einer fünfjährigen Kooperation zwischen der Helmut-Behn-Stiftung und der Hochschule für Musik und Tanz Köln unter Leitung von Frau Prof. Dr. Claudia Meyer entwickelt. (Mehr über das Programm: Claudia Meyer/Ulrike Tiedemann/Anne Steinbach:  Klassenstreicher – Elementare Musikpraxis mit Streichinstrumenten)
Als neuer Kooperationspartner der Helmut-Behn-Stiftung folgte 2009 der Verein der Freunde und Förderer der Carl-Stamitz-Musikschule e.V. der Musikhochschule.
Er stellt seitdem die Projektleitung und bietet die notwendige Infrastruktur und Unterstützung für die Projektdurchführung.
Klassenstreicher aus einer Grundschule in Köln beim musizieren

Klassenstreicher-Schulen in Köln

Inzwischen ist das Projekt an sechs verschiedenen Kölner
Grundschulen installiert. Pro Jahr nehmen rund 600 Schüler daran teil.

Klassenstreicher-Schulen in Brühl

Ab dem Schuljahr 2021/2022 begann das Pilotprojekt „Klassenstreicher
an fortführenden Schulen“ an der Erich-Kästner-Realschule in Brühl.

Das Max-Ernst-Gymnasium ist seit dem Schuljahr 2024/2025 als zweite weiterführende Schule hinzugekommen.

Bei aller Gemeinsamkeit hatte jede Schule ihren eigenen
Klassenstreicher-Werdegang und entwickelt entsprechend den örtlichen Gegebenheiten eine individuelle Ausprägung. Dies zeigt sich z.B. in der unterschiedlichen Gestaltung der Klassenstreicherkonzerte. Auch bieten die meisten Schulen die freiwillige Fortsetzung des Projekts im vierten Schuljahr an, mal als drittes Klassenstreicherjahr, mal als
Streicherensemble oder in Form von Gruppenunterricht. An vielen Schulen wird zusätzlich auf Wunsch auch parallel zum Projekt Einzel- oder Gruppenunterricht erteilt.

Seit 2004:    GGS Balthasarstraße
Seit 2006:    Mathilde-von-Mevissen-Grundschule
Seit 2009:    GGS Porz-Mitte
Seit 2012:     Lauder-Morijah-Grundschule
Seit 2013:     KGS Baadenbergerstraße
Seit 2017:     GGS Rosenzweigweg
Seit 2021:     Erich-Kästner-Realschule in Brühl
Seit 2024:    Max-Ernst-Gymnasium in Brühl

Klassenstreicher für Flüchtlingskinder

Das Klasserstreicherprogramm eignet sich sehr gut für die Arbeit mit Flüchtlingskindern. Die Instrumentallehrer verwenden ohnehin Zeichen (z.B. zum Anzeigen, welche Saite auf dem Instrument gespielt wird). Das Prinzip der Imitation (Vormachen-Nachmachen) kommt viel zum Einsatz und es können Lieder mit einfachen Texten ausgewählt werden.
Mit der Unterstützung des Freundeskreises der Helmut-Behn-Stiftung nehmen deshalb seit Anfang 2016 auch Flüchtlingskinder am Klassenstreicherprojekt teil. Dies geschieht entweder, indem sie in den Unterricht im ersten Klassenstreicherjahr integriert werden  (KGS Baadenbergerstraße) oder aber, indem eine zusätzliche Klassenstreicherstunde für eine an der Schule bestehende Vorbereitungsklasse eingerichtet wird (GGS Porz-Mitte).
Die Erfahrungen, welche die Instrumentallehrer mit den Flüchtlingskindern machen, sind berührend. Die Kinder singen und musizieren mit einer unglaublichen Intensität und sind oft hoch konzentriert.  Auf Initiative der Instrumentallehrer Judith Frenk und Sebastian Räther hin wurde an der GGS Porz-Mitte im Sommer 2016 über drei Monate hinweg immer wieder im Unterricht und auch beim Klassenstreicherkonzert gefilmt und die Dokumentation „Ankommen mit Musik“ produziert. Das gesamte Schulkollegium und die Instrumentallehrer sind sich einig, dass die Förderung der Flüchtlingskinder mit Hilfe von Musik einen großen Beitrag zu ihrer persönlichen Entwicklung und ihrer Integration leistet. Seit Beginn des Schuljahres 2016/ 2017 finanziert der Freundeskreis dort deshalb sogar zwei Klassenstreicherstunden pro Woche.

Klassenstreicher für Flüchtlingskinder